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Johann Hinrich Wichern (* 21. April 1808 in Hamburg; † 7. April 1881 ebenda) war ein deutscher Theologe, Begründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche und von 1856 bis 1872 Direktor des Berliner Mustergefängnis Moabit .
Abbildung: Johann Hinrich Wichern - (1808-1881)
1808 Geboren am 21. April in Hamburg
1814 Einschulung in eine Privatschule
1818 Wechsel zur Bürgerschule Johanneum
1823 Tod des Vaters
1826 Tätigkeit als Erziehungsgehilfe
1828 – 31 Studium der Theologie
1832 Theologisches Examen
1833 Gründung des Rauhen Hauses
1835 Eheschließung mit Amanda Böhme
1848 Rede auf dem Kirchentag in Wittenberg;
Gründung der „Inneren Mission“
1851 Beauftragter der preußischen Regierung
für die Reform des Gefängniswesens
1857 Eintritt in den preußischen Staatsdienst
als Direktor des Zellengefängnis Moabit
1858 Gründung des Brüderhauses Johannesstift
1881 Am 7. April in Hamburg gestorben
Johann Hinrich Wichern erblickt am 21. April 1808 in Hamburg als Ältester von sieben Kindern das Licht der Welt. Er wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater ist Notar und stirbt als Johann Hinrich 15 Jahre alt ist. Er muss voran die sechs Geschwister mit durchbringen und gibt Nachhilfestunden als Hauslehrer. Zwei Jahre später verlässt er die Schule (Zeugnis: „reger Eifer für alle Gebiete der Wissenschaft und ausdauernder Fleiß“), weil er als Erziehungsgehilfe an einem christlichen Schülerinternat für höhere Stände arbeiten kann. Über diese Schule kommt er mit meist wohlhabenden Menschen aus der evangelischen Erweckungsbewegung zusammen, die ihm den Schulabschluss und das Theologiestudium ermöglichen.
Er geht zunächst nach Göttingen; sein Lehrer ist der Theologe Friedrich Lücke, der zwischen protestantischen Richtungen vermittelte. In Berlin studiert er beim Kirchenhistoriker August Neander, hört bei Friedrich Schleiermacher und Friedrich Hegel. Dort begegnet er dem Mediziner und Gefängnisreformer Nikolaus Heinrich Julius und dem führenden Kopf der Erweckungsbewegung Baron von Kottwitz, der eine „Freiwillige Armenbeschäftigungsanstalt“ leitet.
1831 legt Wichern in Hamburg sein Theologieexamen ab und wird Oberlehrer der Sonntagsschule für Arbeiterkinder in Hamburg. Er gehört einem Besuchsverein an, der in den Armenvierteln häusliche Verhältnisse erkundet und hautnah die dort herrschende Not erlebt. Der Verein gründet eine Anstalt „zur Rettung verwahrloster und schwer erziehbarer Kinder“ im „Rauhen Haus“. Wichern wird der Leiter. Jahr für Jahr entstehen neue Häuser, immer mehr Kinder werden aufgenommen. Die Erziehungsarbeit folgt in Anlehnung an den Pädagogen Pestalozzi dem Motto: „Freie Kinder in einer freien Familie“. Die „Zöglinge“ leben in familienähnlichen Gruppen in einem Haus, werden unterrichtet und zu Handwerkern ausgebildet. In der Mitte steht die christliche „Botschaft vom Evangelium der Liebe“, die die Jugendlichen zu „selbständigen Bürgern im Reich Christi“ machen soll. Wicherns Arbeit beruht auf „vier auf göttlicher Stiftung beruhenden Faktoren“: Familie, Schule, bürgerliche Arbeit, Kirche. „Gebet und Arbeit gehören unlöslich zusammen“, lautet ein Leitsatz.
Die „Fliegenden Blätter“ aus dem Rauhen Haus (seit 1844) verbreiten seine Vorstellungen von der Mission im Inland und den sich der Kirche aufdrängenden sozialen Fragen. Nur wenige seiner Zeit suchen nach einer christlichen Antwort auf die Umwälzungsprozesse. Er kritisiert die Kirche, weil sie die Not der verarmten Handwerker und des sich bildenden Industrieproletariats nicht als die eigene Sache sieht. Auf dem 1. Kirchentag in Wittenberg 1848 ruft er zur Missions- und Sozialarbeit auf: „Es bedarf einer Reformation aller unserer innersten Zustände. Die rettende Liebe muss [der Kirche] das große Werkzeug werden.“ Der neue „Centralausschuss für die Innere Mission“ wird 1849 Leitungsorgan aller diakonischen und missionarischen Einrichtungen der Kirche. Wichern verfasst die Reformschrift: „Die innere Mission der dt. ev. Kirche. Eine Denkschrift an die deutsche Nation“.
1857 wird Wichern als Gefängnisreformer ins preußische Innenministerium berufen, wird Oberkonsistorialrat in Berlins Oberkirchenrat, 1858 wird Wichern Präsident des „Central-Ausschusses für Innere Mission“. Im Zuge seiner beabsichtigten Reform des Gefängniswesens gründet Wichern das Johannesstift als Ausbildungsstätte für Diakone. Der Gefängnisreformer Wichern scheitert jedoch. Preußens Behörden lehnen Einzelhaft ab, die Straftätern Buße und Umkehr ermöglichen soll, ebenso qualifiziertes Ausbildungs- und Aufsichtspersonal – hier hatte Wichern Diakone vorgesehen. In Preußens Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 baut er eine Felddiakonie auf. Mit genossenschaftlicher Arbeiterselbsthilfe, mit dem Bau von Wohnungen und Sparläden will er Mittellose aus der Armut reißen. 1874 erleidet der rastlose Reformer einen Schlaganfall und muss sich aus der Arbeit zurückziehen. Er stirbt nach langem Leiden am 7. April 1881.
Informationen zu Wichern und zum Wichernjahr 2008 unter:
http://www.wichern2008.de
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