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Vor dem Blick in dieses neue Buch des Bochumer Systematikeres einige, auch persönliche Vorbemerkungen: Solange man gesund ist, denkt man über die Themen Gesundheit und Krankheit nicht besonders nach. Man lebt, ohne sich seiner Gesundheit zu erfreuen oder unter einer (schweren) Erkrankung zu leiden. Je älter man wird, desto mehr erlebt beziehungsweise erleidet man beides, eventuell eine Krankheit im Extrem, nämlich als eine zum Tod führende. An dieser Stelle erlaube ich mir, persönlich zu werden. Vier meiner Verwandten starben mit 90+ Jahren Lebenszeit; einer ging sogar eine Woche vor seinem Tod wie gewohnt noch spazieren. Ich selber aber lebe seit mehreren Jahrzehnten mit „meiner“ MS (= Multiple Sklerose). Und meinen Großvater erlebte ich bis zu seinem Tod mit einer fortschreitenden Parkinson-Erkrankung nur bettlägrig.
Mit diesem Packen an Erfahrungen las ich dieses Buch also aus ganz persönlichem, subjektivem Interesse, objektiv(er) aber auch, weil es erstens Ende 2023 erschien, und zweitens, weil es Kernthemen menschlicher Existenz berührt und drittens, weil es Aspekte der Barth´schen Theologie traktiert, des Kirchenvaters des letzten Jahrhunderts; Thomas nennt ihn S. 9 mit Recht einen „Klassiker evangelischer Theologie“. Vor allem aber wählte der Verfasser deshalb Barth, weil er einer der „wenigen Dogmatiker ist, die sich auf das schwierige Terrain von Krankheit und Gesundheit theologisch vorgewagt haben.“ (S. 213 umgestellt)
Im Fortgang nun in groben Strichen die folgenden weiteren Informationen, Einschätzungen und Vorschläge:
(1) Thomas beschäftigt sich nicht zum ersten Mal mit dem Thema Krankheit. Bereits 2009 veröffentlichte er mit seiner Bochumer Kollegin Isolde Karle „Krankheitsdeutung in der postsäkularen Gesellschaft“, einen über 600 S. starken Sammelband.
(2) In diesem Buch – das sagt Thomas im Vorwort – zeichnet er Barths Denkweg nach, will aber auch „zum Selbstdenken anregen“ (S. 9). Je mehr man also bereits von Barth und seiner Theologie weiß, speziell der Anthropologie und Christologie, desto leichter liest sich Thomas´ Buch und desto mehr wird man davon haben.
(3) Mit Chaos und Erbarmen sind im Buchtitel zwei immer wiederkehrende Schlüsselbegriffe genannt. Weitere, damit zusammenhängende Hauptworte sind: Schatten der Krankheit, Krankheit als Gefährdung, (christusbezogene) Humanität, Erbarmungspraktiken.
(4) Auf S. 216 redet Thomas von der „Erfahrung des Fragmentarischen“, leider ohne einen Verweis auf Barth. Mit Barth kommt es Thomas jedoch auf die Neuschöpfung an, „in der die Chaosbedrohung des Menschen grundsätzlich überwunden sein wird.“ (ebd.)
(5) Als ´goldenen Satz´ notierte ich mir auf ebendieser Seite: „Im Geist der Hoffnung und der Liebe, in dem Geist der Christus lebendig gemacht gemacht hat, kann auch in einer Welt der Krankheit und der Klage gefeiert werden.“ Das wünsche ich mir für mich und für viele andere.
(6) Das Literaturverzeichnis (S. 219-232) ist erfreulich umfänglich.
(7) Für die zweite Auflage wäre es zum Gebrauch gut, wenn Register (Namen, Sachen und vor allem Bibelstellen) vorhanden wären. (gm)
Günter Thomas
Chaos und Erbarmen
Gesundheit und Krankheit in Karl Barths Theologie
2023, 232 Seiten, 12.5 x 20.0 cm, Paperback
ISBN 978-3-290-18586-2
26,80 €
TVZ
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