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Meyer-Blanck, M.: Geschichte und Gott

Jede/r lebt sein/ihr ureigenes Leben. Und jede/r lebt in einem (sehr) engen oder eher losen Familienverbund. Und als Deutsche sind wir Teil der deutschen Volksgeschichte. Und jeder Mensch ist ein klitzekleiner Teil der Weltgeschichte. Alle diese Formen von Geschichte sind auf die eine oder andere Weise in diesem sehr umfangreichen, gewichtigen und nicht billigen Buch repräsentiert. Insgesamt sind es 55 Beitragende (fast ausschließlich Theologen, vier Philosophen, jedoch nur ein Historiker). Alle Beitragenden werden S. 1030-1033 mit Namen, Ort und Art ihrer Tätigkeit sowie ihrer e-mail gelistet. Außer Personen (S. 1034-1041) findet man auch Sachen (S. 1042-1051), leider jedoch kein Bibelstellenverzeichnis.

Im kurzen, nur gut zweiseitigen Vorwort nennt der Herausgeber 1914, 1939 und 1989 Wendejahre und bezeichnet es als Aufgabe der Theologie, „die Welt verstehbarer zu machen.“ Außer den konkreten drei Jahren ging es bei dem Kongress grundsätzlich darum, wie Geschichtliches (differenziert in Weltgeschichte, deutsche Geschichte und individuelle Lebensgeschichten) verstanden wird: nur innermenschlich-wissenschaftlich oder auch sub specie aeternitatis. Was wir (er-)leb(t)en wird entweder rein säkular begriffen oder coram Deo (Stichworte sind beispielsweise Heilsgeschichte, Gebet und Vorsehung).

Dieser vergleichsweise kurze Hinweis kann natürlich außer diesem Grundsätzlichen nur auf einige wenige Beiträge nähers eingehen. Zwei möchte ich herausgreifen. Den Eröffnungsvortrag (S. 17-34) hielt Richard Schröder (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Schr%C3%B6der_%28Theologe%29). Er beschränkte sich auf die Jahre „1914 und 1989“. Als von der Wende direkt Betroffener und diese mit gestaltend gewährt er interessante Einblicke. Zusammenfassend sagt er S. 33: „ohne die Kirchen und die Christen hätte der Herbst 89 auch anders verlaufen können...“.

Für mich ist Wilhelm Gräbs „Gebet und Gedenken. Individuelle Arbeit am Sinn der Geschichte“ (S. 206-230) das highlight. Denn er vereint individuelle, weltgeschichtliche und kirchlich-liturgische Aspekte wie sonst kein anderer Redner / Autor. Nüchtern stellt er S. 225 fest: „Objektiv gegenständlich gesehen, hat die Geschichte keinen Sinn.“ Und eine Seite vorher: „Der Sinn der Geschichte … muss geglaubt werden.“ Eine Seite nachher: dem Glaubenden „erschließt sich der Sinn der Geschichte tatsächlich, der Sinn der individuellen Lebensgeschicht, der Sinn, Anfang und Ende der großen Weltgeschichte.“

Aufs Kürzeste gesagt: wohl nur wenige werden sich dieses volumninöse Werk in ihren Bücherschrank stellen. Aber es ist sehr zu wünschen, dass möglichst viele den einen oder anderen Beitrag lesen. (gm)

Michael Meyer-Blanck (Hrsg.)
Geschichte und Gott
XV. Europäischer Kongress für Theologie
Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie (VWGTh), 44
(14.–18. September 2014 in Berlin)

2016
1056 Seiten | 15,5 x 23 cm
Hardcover | Fadenheftung
WGS 1542
ISBN 978-3-374-04167-1
98,00 EUR

eva

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