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Auf den ersten Blick könnte man dieses Buch als „viel zu spät“ fürs Luther-Reformationgedenken in 2017 abtun. Dazu gleich ein zweifaches Aber. Erstens geht dieses Buch auf eine wissenschaftliche Tagung danach, nämlich im Mai/Juni 2018 zurück. Und zweitens steht neben diesem zeitlichen Aspekt die wichtigere, quasi zeitlose Sache.
Seit der Römerbrief-Vorlesung von 1515/16 ist das simul iustus et peccator (zugleich gerecht und Sünder) für Luther der prägnante Inbegriff seines Verständnis von Rechtfertigtung. Völlig zu Recht heißt es im ersten Satz in einem Beitrag ganz alltagspraktisch: es „ist die reformatorische Umschreibung des christlichen Lebens.“ (S. 84) Diese Beschreibung erscheint paradox, ist jedoch lebensnah. Denn sie nimmt die Vorläufigkeit und Brüchigkeit der christlichen Existenz wahr.
Insgesamt leisteten 16 Theolog*innen Beiträge zu diesem recht vielfältigen Band. Außer evangelischen Perspektiven kommen römisch-katholische und kulturwissenschaftliche zur Sprache.
Gemäß dem alten Motto non multa, sed multum kreisen alle Beiträge um das simul und tragen so zur Diskussion und einer vertieften Wahrnehmung eines reformatorischen Grundanliegens bei. (gm)
Christoph Barnbrock / Christian Neddens (Hg.)
Simul-Existenz
Spuren reformatorischer Anthropologie
2019
kartoniert 271 S.
34,-- €
Evangelische Verlagsanstalt
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